Welpen-Hausaufgabe: Sozialisierung


Die nachfolgend aufgeführten Sozialisierungen sollten bis zur Vollendung des 6. Lebensmonats abgearbeitet werden.

Bei allen hier aufgeführten Sozialisierungsübungen gilt: Safety first!

Ziel ist es, diese Reize positiv zu verknüpfen und eben nicht negativ. Daher muss die Übungssituation umsichtig herbeigeführt und Gefahrenquellen müssen ausgeschaltet werden.

Achten Sie auch auf mögliche zufällige und unbeabsichtigte Verknüpfungen! Z.B. der Hund bekommt einen Stomschlag am Weidezaun. Nun fehlverknüpft er diesen mit dem daneben stehenden Schaf und kommt zu dem (Trug-)Schluss "Schafe sind gefährlich, da renn ich besser um mein Leben."

Oder: Hundchen mustert gerade interessiert den älteren Herrn mit Hut und Stock auf dem Bahnsteig, während just die S-Bahn mit Getöse anfährt. Schon fehlverknüpft unser Welpe den vermeintlichen Zusammenhang und kommt zu dem Schluss: "Männern mit Hut und Stock ist nicht über den Weg zu trauen! Solche beim nächsten Mal proaktiv verbellen!" 

Sozialisierung auf zivilisatorische Reize und Situationen

Für die Sozialisierung auf zivilisatorische Reize bietet sich der 4. bis 5. Lebensmonat an. Es sollte zu diesem Zeitpunkt schon eine gute Bindung zum Hundeführer bestehen, so dass der Welpe weiss: "In Frauchens Nähe kann mir nichts passieren".  Mit dieser Einstellung lassen sich auch grössere Herausforderungen meistern! 

Natürlich kann man das schon früher üben, aber man sollte dann daran denken, dass der junge Welpe nach einer halben Stunde schon platt ist.

 

  • In die Fußgängerzone einer grösseren Stadt zum Shoppen gehen (mit Mama ;o) ); so lernt sich der Welpe an Trubel, Menschenmengen und die Geräusche und Gerüche der Stadt gewöhnen.
  • In die Kneipe / den Biergarten gehen (mit Papa ;o) ); so lernt der Welpe gutes Verhalten bei Tisch, in Gaststätten und an öffentlichen Orten.
  • An der Fussgängerampel der vielbefahrenen Strassenkreuzung warten (absitzen!), bis es grün wird.
  • Durch die Eisenbahnunterführung laufen, an einem lauten Trecker, LKW, Motorrad vorbei gehen.
  • S-Bahn fahren, auf dem Bahnsteig warten, Auto fahren (auch Hunden kann übel werden; manche Hunde halten auch vorbeifahrende Autos für Jagdbeute).
  • Aufzug, Treppenhaus (enger Raum, Bewegung nach oben bzw. unten) , Parkhaus / Tiefgarage (Echo und Hall, merkwürdige Geräusche)

Sozialisierung auf andere Tiere und Naturreize

Pferdebegegnung
Die Begegnung mit Weidetieren muss sozialisiert werden! Weder sollte er jagdliche Ambition entwickeln, noch zu angstmotivierten Schreckreaktionen neigen.
Wer bist Du denn?
Bei aufregenden Erlebnissen empfiehlt es sich, den Hund absitzen zu lassen. Denn Sitzen ist eine Beschwichtigungsgeste, mit der der Hund sein hündisches Gegenüber, aber auch sich selbst beruhigt.

Unser -angeleinter!- Welpe muss auch an die Begegnung mit anderen Tieren gewöhnt werden. Z.B. mit Weidetieren wie Schafen, Kühen, Ziegen, Pferden. Doch Achtung vor dem Weidezaun! Bekommt der Hund einen hochvoltigen Stromschlag, kann er dies schnell mit der Kuh in Verbindung bringen und fehlverknüpfen! Solcherlei "einprägsam intensive" Verknüpfungen sind schwer wieder zu löschen!

Auch an städtische Tauben (Jagdobjekte!), Enten am Fluss (dito), Katzen und eventuell im Haushalt lebende Nagetieren (Achtung, diese sind unter Umständen sehr schreckempfindlich!) sollte der Hund gewöhnt werden. So lernt der Hund die Bewegungsabläufe, Gerüche und Geräusche der anderen Tiere kennen.

Auch hier gilt: Safety first! Sowohl Ihr Hund, als auch die anderen Tiere könnten erschrecken, daher hier sehr umsichtig vorgehen!

Auch davonfliegende Blätter im Herbst können beim Welpen schon mal den spielerischen Wunsch wecken, diese zu jagen. Dies kann bei Hunden grosser Rassen und einem Hundehalter, der nicht darauf gefasst ist, dass Hündchen plötzlich keinen "Satz" macht, zu unliebsamen Effekten führen!

Den Hund an Berührungen (z.B. des Tierarztes) gewöhnen; Kontrolliertes Unterschreiten der Individualdistanz einüben

Zum Tierarzt gehen bzw. Doktorspielchen üben: Es sollte mit dem Hund eingeübt werden, dass er die Berührung fremder Personen akzeptiert. Z.B.:

  • Dem Hund ins Maul fassen, die Lefzen heben, ggf. mit einer Hundezahnbürste (Fingerling aus Microfasergewebe; im Fachhandel erhältlich),
  • mit Wattestäbchen oder Finger am und im Ohr berühren,
  • den Hund hinlegen und den Bauch untersuchen
  • ggf. die Beine bewegen und die Gelenke strecken,
  • den Hund abtasten,
  • die Pfoten untersuchen, zwischen die Ballen fassen, mit einer Krallenschere an den Krallen berühren.

Die Krallen beschneiden, sollte nur, wer es sich zutraut und sich evtl. zuvor vom TA hat einweisen lassen, denn es besteht das Risiko, ins "Leben" zu schneiden, was extrem schmerzhaft für den Hund ist.

Sozialisierung mit grossen und kleinen Kindern

Kinder unterscheiden sich in vielerlei HInsicht von Erwachsenen, sie haben ein anderes Bewegungsschema, eine höhere Stimmlage, bewegen sich wild, hektisch und weniger überlegt und gebärden sich meist laut. Insgesamt wirken sie unkontrollierter und auch daran müssen sich Hunde gewöhnen. 

Damit der Hund Kinder sehen und erleben kann, bietet es sich an, mit ihm im Umfeld von Spielplätzen, Kindergärten und Schulhöfen spazieren zu laufen. 

Übungsziel: Der Hund lernt, dass tobende Kinder ganz normal sind. Rennende Kinder sind keine Jagdbeute, auch Kinder, die auf allen Vieren krabbeln, sind ganz normale Kinder. Sich wild drehende Karussels, schwingende Schaukeln, schnell sausende Seilbahnen sind keine Jagdobjekte - weder geht Gefahr von ihnen aus noch sind sie grundsätzlich interessant.

  • (angeleint!) auf den gut besuchten Kinderspielplatz gehen und den lachenden, schreienden Kindern beim Schaukeln zusehen; falls dies für Ihren Hund zu aufregend ist, dann den Spielplatz leer aufsuchen und den Hund die Spielgeräte untersuchen lassen (Schaukel anstupsen, Rutsche untersuchen etc.). Sinn der Übung: Manche Hunde sind vom Anblick der Kinder auf den sich wild bewegenden Spielgeräten derart überfordert, dass sie dann in die Schaukel beissen und das "Ding" zur Ruhe bringen wollen. Ausserdem sollten Hunde, die nicht mit Kindern aufwachsen, sich an deren Bewegungsschema gewöhnen.